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Gut positioniert trotz angespannter Lage
Das europaweit tätige Bau- und Dienstleistungsunternehmen Goldbeck mit Hauptsitz in Bielefeld blickt trotz schwieriger Rahmenbedingungen für die Baubranche auf ein insgesamt zufriedenstellendes Geschäftsjahr zurück. Vom 1. April 2023 bis zum 31. März 2024 erwirtschaftete das Unternehmen eine Gesamtleistung von 6,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,7 Milliarden Euro). Die Baubranche stehe weiter vor Herausforderungen: „Ruhigere Fahrwasser sind für die gesamte Branche noch nicht absehbar“, ordnet der geschäftsführende Gesellschafter Jörg-Uwe Goldbeck die Situation ein. Sein Bruder Jan-Hendrik Goldbeck, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter, führt fort: „Die Bau- und Immobilienbranche agiert spätzyklisch. Während andere Wirtschaftsbereiche die Talsohle durchschritten haben, werden die Jahre 2025 und 2026 entscheidend für unsere Branche.“ Die Lage bleibe angespannt, die Bauindustrie befinde sich in einer fortlaufenden Rezession. Aber: „Unser aktueller Auftragseingang bietet eine solide Ausgangsbasis für das kommende Jahr“, betont Jan-Hendrik Goldbeck. Eine Erholung sei jedoch frühestens 2026/27 zu erwarten.
Im Berichtszeitraum übergab Goldbeck insgesamt 510 Immobilien schlüsselfertig an Kunden in ganz Europa — davon 292 Logistik- und Produktionshallen,
85 Bürogebäude, 79 Parkhäuser, zehn Schulgebäude, 15 Sporthallen sowie 172 Wohneinheiten. 22 Immobilien revitalisierte das Unternehmen. „Gerade in diesen Zeiten ist der Bedarf an besonders wirtschaftlichen Gebäudelösungen groß“, so Jörg-Uwe Goldbeck und weiter: „Diesen decken wir mit unserem systematisierten und seriellen Ansatz ab.“ Daher sei das Kerngeschäft des Unternehmens weiter stabil. „Wir nehmen eine deutlich erhöhte Nachfrage auf dem Revitalisierungsmarkt wahr“, sagt Jörg-Uwe Goldbeck, „die Sanierung des Bestands ist eine der großen Aufgaben der gesamten Branche.“ Auch verzeichne Goldbeck mehr Aufträge aus der öffentlichen Hand. Für Wirtschaftlichkeit sorgten Termintreue und Kostensicherheit — so fertige Goldbeck wesentliche Bauelemente industriell in eigenen Werken vor und montiere sie passgenau auf der Baustelle.
Im laufenden Geschäftsjahr verzeichnet Goldbeck einen deutlich gestiegenen Auftragseingang im Bereich Wohnen, so plane das Unternehmen zum Beispiel
860 Wohnungen in Berlin-Neukölln. Wo früher ein sanierungsbedürftiges Schwimmbad war, entstehen bis 2026 insgesamt circa 39.000 Quadratmeter Wohnfläche. Ein weiteres Projekt, das Goldbeck für sich gewinnen konnte, ist die Planung und der Bau von zehn Einsatztrainingszentren für die Generalzolldirektion, inklusive Sporthalle, Einsatztrainingsgebäude und Raumschießanlage.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle bei Goldbeck — die Fortschritte werden parallel zu den Geschäftszahlen freiwillig in einem Nachhaltigkeitsbericht reportet. Im April dieses Jahres ist Goldbeck dem Global Compact der Vereinten Nationen beigetreten und hat sich verpflichtet, das unternehmerische Handeln an zehn Grundsätzen in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung auszurichten und die Erreichung der Sustainable Development Goals aktiv zu unterstützen. Auch das Thema Biodiversität werde immer wichtiger. Jan-Hendrik Goldbeck: „Auf Produkt- und Projektebene ist es unser Moonshot, in den 2030er Jahren naturpositiv zu bauen und Gebäude nicht nur als Orte mit deutlichem Biodiversitätsgewinn zu realisieren, sondern zugleich als CO₂-Senken, als Energiekraftwerke und als Materialbanken für die Zukunft.“ Der Anspruch des Unternehmens: die Entwicklung systemischer, skalierbarer und lebenszyklusübergreifender Lösungen. „Nur dann, so unsere Überzeugung, sind sie tatsächlich marktfähig“, meint Jan-Hendrik Goldbeck.
Ein wichtiger Schritt zur Erreichung dieser Vision: die kontinuierliche Investition in Forschung und Entwicklung, unter anderem bei Beton.
„In unserem Concrete Innovation Center werden wir Möglichkeiten der Dekarbonisierung weiter erforschen und den unverzichtbaren Werkstoff umweltfreundlicher gestalten“, erklärt Jörg-Uwe Goldbeck. „Schon heute sparen wir mit unserem Blue Concrete 35 Prozent CO₂ gegenüber dem Industriedurchschnitt ein.“
Mit 118 Millionen fielen die Investitionen im abgelaufenen Geschäftsjahr fast doppelt so hoch aus wie zuvor (69 Millionen Euro). So feierte Goldbeck in Kirchberg im Hunsrück im Juni 2024 Stützenfest des zehnten Betonfertigteilwerks. Seit dem Sommer bietet ein Büroneubau am Bielefelder Standort außerdem Raum für circa 450 Mitarbeitende. In Treuen (Sachsen) hat Goldbeck Europas technologisch modernstes Feinblechzentrum geschaffen. „Unsere neue Produktionshalle in Treuen ist ein klares Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland. Dieser Überzeugung folgend setzen wir hier auf modernste verfügbare Technologien“, resümiert Jörg-Uwe Goldbeck. „Und in Kirchberg entsteht unser nachhaltigstes Betonfertigteilwerk.“
Aktuell beschäftigt das Unternehmen mehr als 12.500 Menschen, im Geschäftsjahr 2023/24 wurden 1.993 neue Beschäftigte eingestellt. Insgesamt zählt Goldbeck 357 Auszubildende, dual Studierende und Trainees. Unter anderem in Aachen, Breda und Villach ist das Unternehmen jetzt ebenfalls aktiv und baut sein dezentrales Netzwerk damit auf 118 Standorte aus. „Wir erwirtschaften rund 36 Prozent der Gesamtleistung außerhalb von Deutschland. Internationale Präsenz kombiniert mit lokaler Nähe machen uns zu einem der führenden Bauunternehmen Europas“, so Jan-Hendrik Goldbeck.