Politik und Standort
Einblicke in das Land der aufgehenden Sonne
13 Unternehmerinnen und Unternehmer aus Ostwestfalen haben sich Anfang Oktober auf den Weg gemacht, den japanischen Markt zu erkunden. Ziel dieser von der IHK organisierten Reise war es, bestehende Geschäftskontakte zu vertiefen und neue Geschäftsmodelle zu identifizieren. Japan, ein Markt, der für seine Stabilität, Solidität und hohe Produktivität bekannt ist, bietet durch seine führenden Industrien, unter anderem in den Bereichen Automobil und Elektronik, ein enormes Potenzial für deutsche Unternehmen. Ein Reisebericht.
Nach der Ankunft in Tokio hat für die Delegation der Japan-Aufenthalt mit einem Briefing bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (AHK Japan) begonnen. Hier erhielten die Teilnehmenden einen umfassenden Überblick über die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Japan, die durch den Export von Gütern im Wert von etwa 25 Milliarden Euro jährlich geprägt sind. Japan importiert wiederum Waren im Wert von rund 20 Milliarden Euro aus Deutschland. Beeindruckend ist die Präsenz von 730 deutschen Unternehmen vor Ort, von denen 85 sogar mit eigenen Produktionsstätten in Japan vertreten sind.
Besuch von Firmen mit
ostwestfälischem Bezug
Tokio bot die Gelegenheit, einige wichtige Unternehmen des Landes zu besuchen, die auch Bezug zu Ostwestfalen haben. Der erste Halt war bei DMG Mori, einem weltweit führenden Unternehmen in der Werkzeugmaschinenindustrie. NTT Data, ein global agierendes IT-Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen, ermöglichte Einblicke in fortschrittliche IT-Projekte, wie IT-gestützte Gesundheitsprävention. Zudem stand ein Besuch der japanischen Niederlassung von Miele auf dem Programm, die sich erfolgreich auf dem japanischen Markt positioniert hat.
Besonders spannend war der Besuch des Panasonic Centers, das sich mit dem Konzept „Society 5.0“ auseinandersetzt — eine visionäre Idee, wie Technologien das Leben in allen Bereichen der Gesellschaft verbessern können. Den Abschluss in Tokio bildete ein Besuch bei der „Tokyo Innovation Base“, einem Start-up Accelerator, der sich der Förderung innovativer Geschäftsmodelle widmet.
Nach zwei intensiven Tagen in Tokio führte die Delegationsreise weiter nach Osaka, eine der bedeutendsten Industriestädte Japans. Osaka ist bekannt für seine hohe Wirtschaftskraft, insbesondere im Bereich der Fertigungsindustrie. Hier stand der Besuch des Unternehmens „Sunco Industry“ auf der Agenda, das sich auf die Herstellung von Schrauben und Verbindungstechnik spezialisiert hat. Sunco Industry stellte die Abläufe im Bereich Lagerung, Logistik und Distribution vor, die es dem Unternehmen ermöglichen, die Anforderungen des japanischen Marktes und der individuellen Kundenwünsche zu erfüllen.
Kobe demonstriert seine Stärke
Von Osaka aus ging es weiter in die nahegelegene Stadt Kobe, die sowohl für ihre kulinarische Berühmtheit, wie das weltbekannte Kobe-Rindfleisch, als auch für ihren bedeutenden Hafen bekannt ist. In Kobe erfolgte eine Führung durch das Hafengebiet. Bei der Führung erhielt die Delegation einen Eindruck, welches Ausmaß das verheerende Hanshin-Erdbeben am 17. Januar 1995 hinterlassen hat. Während des Rundgangs wurde der Meriken Park besucht, der als Ort des Gedenkens und der Erholung bekannt ist. Die Gedenkstätte steht in diesem Zusammenhang nicht nur für den Verlust, sondern auch für den Wiederaufbau und die Widerstandskraft der Stadt Kobe.
Die letzte Etappe der Reise führte die ostwestfälische Delegation nach Fukuoka und Kurume. Fukuoka ist als Standort für kleine und mittelständische Unternehmen bekannt und bietet ausländischen Unternehmen, die sich dort niederlassen wollen, umfangreiche Unterstützungsangebote. Die Gäste erfuhren viel über die Region und die Möglichkeiten, die durch die Wirtschaftsförderung vor Ort geboten werden.
Ein besonderes Highlight in Fukuoka war die Vorstellung des „Hydrogen Leader City Project“. Hierbei handelt es sich um ein zukunftsweisendes Projekt zur Förderung von Wasserstofftechnologien, das die nachhaltige Ausrichtung der Stadt eindrucksvoll demonstrierte. Ein weiterer unerwarteter Höhepunkt war die Ehrung der aus Fukuoka stammenden Tischtennisspielerin Hina Hayata, die bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris die Bronzemedaille gewonnen hatte.
Vertiefte Kontakte mit
Unternehmen in Kurume
Den Abschluss der Reise bildete die Stadt Kurume, wo die ostwestfälischen Gäste auf Einladung der IHK Kurume lokale Unternehmensvertreter trafen. Geprägt war die Zusammenkunft von einem herzlichen Empfang und großer Gastfreundschaft. Nach einem informativen Briefing über die Stadt, die für ihre mittelständische Wirtschaftsstruktur bekannt ist, besichtigte die Delegation die Produktion des Reifenherstellers Bridgestone. Bridgestone, gegründet 1931 von Shojiro Ishibashi, hat sich von Kurume aus zu einem globalen Marktführer entwickelt. Abgerundet wurde der Besuch in Kurume durch die Besichtigung des von Ishibashi finanzierten Kulturzentrums, das ein Kunstmuseum, eine Konzerthalle und weitläufige Parkanlagen umfasst. Um der Stadt und seinen Bewohnern etwas zurückzugeben, finanzierte der Unternehmer 1956 den Bau des Kulturzentrums, das heute als wichtiger kultureller Treffpunkt dient.
Neben den Gesprächen mit den Unternehmensvertretern der IHK Kurume erhielt die Gruppe einen Einblick in die Lebensmittelproduktion vor Ort. 19 Unternehmen und Start-ups aus der Lebensmittelbranche präsentierten ihre Produkte.
Einige dieser Unternehmen haben bereits Ende Oktober ihrerseits den Weg nach Deutschland angetreten, um dort den Absatzmarkt zu erkunden und die Gespräche, die in Kurume begonnen haben, weiterzuführen. Die Reise war eine einzigartige Gelegenheit, den japanischen Markt hautnah zu erleben und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Die vielfältigen Eindrücke aus Tokio, Osaka, Kobe, Fukuoka und Ku-rume haben der Delegation aus Ostwestfalen die zukunftsorientierte Ausrichtung der japanischen Wirtschaft näher gebracht. Gleichermaßen besteht seitens der Unternehmen in Kurume großes Interesse an Kooperationen mit ostwestfälischen Unternehmen. In diesem Zusammenhang herrscht große Vorfreude auf beiden Seiten bezüglich der weiteren Zusammenarbeit und der Möglichkeit, die geknüpften Beziehungen in Zukunft zu vertiefen.
Marco Rieso, IHK