Ostwestfälische Wirtschaft

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Industriestandort erhalten

Das Jubiläumsjahr der IHK Ostwestfalen neigt sich dem Ende entgegen und schließt mit dem IHK-Jahresempfang ab. Jubiläumsbuch, Festakt, mehrere Highlight-Veranstaltungen – hat das Jubiläum „175 Jahre IHK“ den passenden Rahmen genommen und bekommen?

Jörn Wahl-Schwentker: Ja! Wir haben kein übertriebenes Fest mit großem Feuerwerk gefeiert, sondern einen tollen Festakt, der dem Anlass entsprechend würdig war. Und wir haben einige weitere Jubiläumsveranstaltungen ausgerichtet wie einen Abend mit Unternehmern aus Ostwestfalen, deren Betriebe seit 100 Jahren und mehr bestehen. Auch bei etablierten Veranstaltungen haben wir immer wieder auf das Jubiläum Bezug genommen. Das war insgesamt rund und ostwestfälisch angemessen.

Petra Pigerl-Radtke: Uns ist es zudem gut gelungen, das Jubiläumsmotto „Ostwestfalen. Stark!“ wirklich auch zu zeigen. Wir haben zahlreiche Aktivitäten durchgeführt, es ist viel darüber berichtet und gesprochen worden und über die starke Wirtschaft und ihre Bedeutung für Ostwestfalen. Das war auch unser Anliegen, als wir das Motto gewählt haben. Die Wahrnehmung Ostwestfalens als super Wirtschaftsstandort ist uns gelungen.

Jörn Wahl-Schwentker: Das stimmt. Gerade bei der Festveranstaltung haben wir zur Eröffnung sehr viele ostwestfälische Unternehmen, Unternehmerinnen und Unternehmer begrüßt und benannt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck war davon sichtlich beeindruckt. Er wusste sicherlich, dass Ostwestfalen eine starke Region ist – aber nicht, dass sie so stark ist.

Welches Feedback haben Sie bekommen aus Unternehmen und aus der Region zu Aktivitäten und Aktionen im IHK-Jubiläumsjahr? Sind Wünsche an die IHK herangetragen worden?

Jörn Wahl-Schwentker: Zu den Veranstaltungen habe ich durchweg gutes Feedback erhalten. Alle, die dabei waren, fanden es bereichernd und angemessen. Das gilt sowohl für den Festakt im Mai als auch die vielen weiteren Veranstaltungen. Es war ein rundum positives Echo.

Petra Pigerl-Radtke: Ich habe sehr oft gehört, dass Unternehmerinnen und Unternehmer gesagt haben, dass die IHK und die Wirtschaft viel stärker wahrnehmbar gewesen sind. Und das in einem Jahr, in dem es so herausfordernd für unsere Unternehmen ist. Wir haben es geschafft, ein Schlaglicht zu werfen, Präsenz zu erzielen und zu zeigen, was in der Wirtschaft möglich ist, wo aber auch Schwierigkeiten sind.

Gibt es eine Begegnung oder ein Gespräch, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Petra Pigerl-Radtke: Mir sind insbesondere die Gespräche beim Abend mit den Unternehmerinnen und Unternehmern im Kopf geblieben, die auch auf eine lange Historie von 100 Jahren und mehr zurückblicken und – positiv gemeint – ähnlich viele Jahre auf dem Buckel haben wie unsere IHK. Unser Ehrenpräsident Dr. Peter von Möller hat an dem Abend als Hausherr sehr ausführlich über die Höhen und Tiefen sowie die Entwicklung eines Unternehmens über die Jahrhunderte berichtet. Wie es sich immer wieder wandelt, es sich anpassen und neu kalibrieren muss. Dieses und die darauf folgenden Gespräche mit Unternehmerinnen und Unternehmern, die mit ihren Betrieben über viel Geschichte und Geschichten verfügen, haben mich sehr beeindruckt und sind mir in besonderer Weise in Erinnerung geblieben.

Was war Ihr persönliches Highlight im Jubiläumsjahr?

Jörn Wahl-Schwentker: Das war einerseits der Festakt zu unserem Jubiläum im Mai. Aber abseits unserer alleinigen IHK-Aktivitäten auch der gemeinsam mit 14 weiteren Wirtschaftsinstitutionen aus der Region veranstaltete Unternehmertag Ende September mit Friedrich Merz als Ehrengast in einer erstmals ausgebuchten Bielefelder Stadthalle mit 2.250 Unternehmerinnen und Unternehmern. Das war auch ein besonderes Highlight für mich als IHK-Präsident im Jubiläumsjahr unserer Organisation.

Petra Pigerl-Radtke: Das ist auch ein sehr gutes Beispiel dafür, dass wir uns als IHK im Jubiläumsjahr darauf besonnen haben, was unsere Region stark macht. Nämlich vernetzt mit anderen gemeinsam Aktivitäten zu unternehmen, die Ostwestfalen stark machen. Aus persönlichem Erleben erinnere ich mich noch sehr an unsere Veranstaltung „Hoch hinaus“, bei der ich zum ersten Mal in meinem Leben in einer Kletterhalle an der Wand hochgestiegen bin und mich an einem Seil habe hochziehen lassen. Die Veranstaltung hat darüber hinaus viel Spaß gemacht, weil so viele junge Menschen gekommen sind, um sich über Aufstiegschancen durch Aus- und Weiterbildung informiert haben, und das dazu beiträgt, unsere Region stark zu machen.

Sie sprechen diese besondere Aktion an. Gibt es etwas, dass im Jubiläumsjahr entstanden ist und auch über 2024 hinaus Bestand haben soll?

Petra Pigerl-Radtke: In der Tat wollen wir die Aktion „Hoch hinaus“ verstetigen und auch 2025 anbieten, weil sie so erfolgreich war und so gut angekommen ist. Und auch unsere „Social Days“-Aktivitäten, bei denen IHK-Mitarbeitende Bäume gepflanzt, Senioren spazieren geführt oder im Tierpark Olderdissen Zäune gestrichen haben, waren herausragende Projekte. Hier hat sich gezeigt, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereit sind, sich auch über das Tagesgeschäft hinaus für die Gesellschaft und Ostwestfalen zu engagieren. Auch das wollen wir verstetigen.

Was wird mit dem Jubiläumsmotto „Ostwestfalen. Stark!“? Wird es auch über das Ende des Jubiläumsjahres hinaus in die DNA der IHK eingehen?

Jörn Wahl-Schwentker: Ganz sicherlich. Wir sind in herausfordernden Zeiten, in denen wir das ganz besonders brauchen. In und mit unserer starken Region wollen wir versuchen, den Bundestrend umzukehren und die Wirtschaft insgesamt mit anzuschieben.

Sie haben die wirtschaftlich herausfordernden Zeiten angesprochen. In welchen Bereichen sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für die ostwestfälischen Unternehmen?

Jörn Wahl-Schwentker: In meiner Amtszeit habe ich kaum eine wirtschaftspolitische Rede gehalten, in der nicht Bürokratieabbau einen bedeutenden Teil einnahm. Wir haben es auch in der jüngsten Konjunkturumfrage gesehen, dass dieses Thema den Unternehmen am meisten unter den Nägeln brennt. Wir haben aber noch weitere fundamentale Herausforderungen wie die Energiekosten oder den Fachkräftemangel. Aber beim Bürokratieabbau wäre kostenfrei so viel zu verbessern, dass darauf immer wieder und in jedem Gespräch mit Verwaltung und Politik darauf gedrängt werden muss, dass spürbare Schritte unternommen werden.

Welche Schwerpunkte möchte die IHK 2025 setzen, um weiterhin nah oder womöglich noch näher an ihren Unternehmen zu sein?

Petra Pigerl-Radtke: Der Bürokratieabbau ist ein wesentliches Stichwort. Damit Ostwestfalen stark bleibt, wird die Wettbewerbsfähigkeit unser Kernthema sein. Wir sind uns im Ehren- und Hauptamt, also auch im Präsidium einig, dass wir dazu stärker auf die Politik zugehen und mit unseren Forderungen durchdringen müssen, auch mit unseren konkreten Beispielen aus dem Alltag unserer Unternehmen. Das ist eine unserer Stärken, dass wir für die gesamte gewerbliche Wirtschaft sprechen. Wir werden deshalb auch im Frühjahr 2025 mit unserer gesamten Vollversammlung nach Berlin fahren, um dort mit den Politikern ins Gespräch zu kommen. Wir haben 2023 damit begonnen und dies im laufenden Jahr fortgesetzt, Bezirksvorsitzende von Parteien in Ostwestfalen zum regelmäßigen Austausch einzuladen, um den Dialog zu führen. Diesen politischen Austausch werden wir weiter verstärken und verstetigen, weil es dringend erforderlich ist, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und insbesondere den Bürokratieabbau voranzutreiben.

Sie sprechen die politische Situation auf regionaler und Bundesebene an. Wenn wir darüber hinaus in die Welt schauen. Welchen Einfluss wird der Präsidentschaftswechsel in den USA mit sich bringen?

Jörn Wahl-Schwentker: Donald Trump ist impulsiv und nicht berechenbar, daher wissen wir nicht, was er von den im Wahlkampf angekündigten Maßnahmen umsetzen wird oder was er sich sonst noch so ausdenkt. Wir sollten aber damit rechnen, dass der Handel mit den USA und der Welthandel insgesamt durch ihn eingeschränkt wird. Umso wichtiger ist es, dass wir Freihandelsabkommen mit anderen Teilen der Welt vereinbaren, wie zum Beispiel das EU-Mercosur-Abkommen.

Wenn wir ein wenig weiter in die Zukunft blicken: 2049 feiert die IHK Ostwestfalen ihr 200-jähriges Jubiläum. Was wünschen Sie sich für die Zeit bis dahin mit Blick auf die ostwestfälische Wirtschaft und die Region?

Jörn Wahl-Schwentker: Dass unsere Region weiter prosperiert und wir in Deutschland an der Weltspitze bleiben. Dass wir gut durch dieses konjunkturelle Tal gekommen sind und unsere Wirtschaft weiterhin innovativ ist und neue Produkte entwickelt. Und dass wir unseren Wohlstand in Ostwestfalen bewahrt und ausgebaut haben.

Petra Pigerl-Radtke: Wir haben überproportional viel produzierendes Gewerbe in unserer Region – noch, muss man aktuell ja sagen. Ich wünsche mir, dass es uns gelingt den Industriestandort Ostwestfalen zu erhalten, der wesentlich zur Prosperität unserer Region beiträgt. Wenn das Motto „Ostwestfalen. Stark!“ somit erhalten bleibt, haben wir alle Gründe das 200-jährige Bestehen der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu feiern. Auf dem Weg dahin wünsche ich mir, dass mehr Pragmatismus und weniger Ideologie gerade auch in politischen und Verwaltungsentscheidungen einkehrt, wir eine funktionierende Infrastruktur haben und vor allem die Grundvoraussetzungen für eine lebenswerte und wirtschaftsstarke Region oberste Priorität haben.

Silke Goller, Oliver Horst

     

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